Mittwoch, 20. November 2013

Philosophiestunde: TECHNIK in Marokko. Für Nicht-Nerds: NICHT LESEN!

Salam aleikum!

Heute stand der alljährliche Download der aktuellen FIFA-Version, dieses Jahr FIFA14, an. Übrigens vollkommen legal, da von meinem Bruder in Deutschland gekauft ;-)
Nun benötigt dieses Spiel 5,8 Gigabyte Speicherplatz auf der Festplatte. Das hätte ich vorher mal überschlagen sollen…der Download läuft jetzt seit geschlagenen 5 Stunden, Ende offen (und hoffentlich glücklich, bin bei 86 % :D).



Nach dem Blogeintrag über Ceuta und der Arbeit an einem Business-Plan während der Wartezeit muss ich diese eminent wichtige Botschaft jetzt noch loswerden.

Zunächst sei die oben beschriebene Internetqualität in Casablanca gewürdigt. Klar, es mag wohlhabende Haushalte geben, die sich DSL 16.000 leisten können. In den meisten Fällen, und bei öffentlichen WLAN-Hotspots in allen Fällen, trifft man jedoch auf schneckenlahme Leitungen, die Downloads und selbst einfache Uploads zur Geduldsprobe machen. Gerade für mich als Technik-Fan ist das teilweise frustrierend! Ab jetzt werde ich sogar unser DSL 6000 daheim schätzen. Das wird mir richtig rasant vorkommen, sobald ich daheim bin.

Andererseits gibt es hier immerhin sehr viele freie WiFi-Hotspots, ob in Cafés, Restaurants oder Bahnhöfen und Schulen. Das ist praktisch, schont Datenvolumen von Smartphones und Surf-Sticks und ermöglicht fast überall Arbeiten mit Internetverbindung. Eine super Sache, die ich in Deutschland bisher vermisse. Ich hoffe, dass sich diesbezüglich mit der neuen Gesetzgebung (Betreiber von WLAN-Hotspots haften nicht mehr für das, was Nutzer darin treiben) etwas tut!

Wenn wir schon bei Technik sind: Die ist in Marokko nicht billiger als in Deutschland, wenn nicht sogar teurer! Meinen Eindrücken und Erfahrungen gibt es dafür zwei Hauptgründe:

  1. Teure  Smartphones, Laptops, Fernseher gelten als besondere „Luxusgüter“, die sich vor allem die Oberschicht leistet (oder solche, die es unbedingt gerne wären) und
  2. Große Online-Shops wie Amazon, Alternate, Redcoon oder auch MediaMarkt/Saturn gibt es hier nicht, weswegen die Konkurrenz und damit der Preisdruck geringer ist.

Mancher Schlaumeier mag jetzt einwenden, man könne solche Geräte auf Soukhs und in diversen Gassen der Medinas durchaus billiger bekommen. Aber: Die Top-Geräte sind in den allermeisten Fällen geklaut oder mehr oder weniger plump gefälscht. Das geben die Händler auf Nachfrage teilweise sogar selbst zu.  Und derartige Praktiken möchte ich unter keinen Umständen unterstützen!

So. Download fertig...Geduldsprobe bestanden. Bonne nuit!



Muy asombroso! - ein Tag Spanien in Afrika!

Hola a todos,



90 Tage. So lange dürfen sich Touristen aus der Europäischen Union in Marokko aufhalten. Als solche hatten wir uns auch ausgegeben, um jeder Menge undurchsichtigem Papierkram und lästigen Wartezeiten in verrauchten Beamtenzimmern zu entgehen.




Mitte November war es für mich allerhöchste Zeit, das Land zu verlassen. Es blieben nur noch wenige Tage, während die Mädels schon während meiner Rundreise ausgereist waren. Also war ein Einzeltrip angesagt – über Tanger und Fnideq nach Ceuta, Spanien.




Moment. Ceuta, Spanien? „Nimmst du eine Fähre, fliegst du?“ bekam ich oft zu hören. Weit gefehlt: Ceuta ist eine Stadt auf der afrikanischen Seite, die aber wegen allerhand wilder geschichtlicher Ereignisse und Kloppereien seit dem 12 Jahrhundert zu Spanien gehört. Eine kleine Stadt mitten an der marokkanischen Mittelmeerküste! Kurios – und vor allem praktisch!

Zunächst nahm ich einen Nachtbus nach Tanger, das ich sowieso noch auf dem Schirm gehabt hatte. Viel zu früh – um fünf morgens – kam ich am Bahnhof an. Nach zweieinhalb Stunden im Café wurde es hell, und Tanger nutzte den langen Tag, um mich positiv zu überraschen! Die Bemühungen des Königs, die Stadt aufzupolieren, scheinen zu fruchten.




Auch wenn man dort zu später Stunde nach wie vor keine Stadttour machen sollte – nirgendwo sonst wurde mir derart viel Hasch angeboten und nirgends sonst laufen derart viele zwielichtige Gestalten mit Messern und finsterer Visage herum. Tagsüber aber wirklich beeindruckend, gerade die Kasbah inklusive toller Panorama-Sicht!


Der Grand Socco in Tanger


Frühmorgens am Folgetag ging es dann mit dem Bus nach Fni-Deq, dem letzten marokkanischen Ort vor der Grenze. All die Grenzkontrollen, ein Mix aus strenger Abschirmung einerseits und marokkanisch-spanischem Chaos andererseits, waren ein Erlebnis. Einmal auf der anderen Seite der Zäune und Barrikaden wartet eine kleine spanische Halbinsel mit einer schicken Altstadt – Ceuta.


Bildunterschrift hinzufügen

Die Stadt ist weder sehr reich noch spektakulär, und doch merkt man: Das ist Europa. Die genauen Unterschiede sind so einfach nicht zu beschreiben. Auffällig: Die Sauberkeit und Ordentlichkeit unddie extrem konsumorientierte Geschäftelandschaft – es gibt sowohl einen Apple-Store als auch einen LIDL! Bei dem musste ich übrigens enorme Vorräte an Lebkuchen und Spekulatius für die WG besorgen – für ein wenig Adventsstimmung!


Spanische Stadt in Marokko mit libanesischer Spezialität (Chawarma) und amerikanischer Bar :D

Weniger offensichtlich: In Ceuta kann man stundenlang durch die Straßen laufen, ohne angesprochen, angerempelt oder bedrängt zu werden – in Marokko geht es herzlicher, aber eben auch gedrängter zu.


Beeindruckend: Das "Drachenhaus"

Und noch ein Schnäppchen zum Schluss: Die Busfahrt von Fnideq nach Casablanca, insgesamt rund 7,5 Stunden, kostete nur 62 Dirham (circa 5,50 Euro)! Busgesellschaft, Gefährt und Ladung zwar…dubios, aber was solls! Solche Preise machen definitiv Lust, öfters zu reisen!


Sonntag, 17. November 2013

Hoher Besuch!

Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren,


Die letzten zwei Wochen war Besuch angesagt! Und zwar von der Mama höchstpersönlich! Die hat die Gelegenheit für eine Reise nach Afrika beim Schopfe gepackt. Chapeau für so viel Reiselust!

Dörthe & Dromedar!

 Eine von einem deutschen Unternehmen organisierte Reise mit insgesamt 8 weiteren Deutsch(sparchig)en zwischen 30 und 64 Jahren und deutschsprachigem Reiseführer - das war ein Kontrastprogramm zu den bisherigen Trips. Erwähnenswerte Neuerungen waren unter anderem:

  • Gehobene Hotels (mit Pool) anstelle von 5-Euro-Budgetunterkünften ohne Warmwasser & mit Bettwanzen
  • Ein kompetenter deutschsprachiger Reiseführer samt umsichtigem Fahrer statt bröckchenweise Englisch radebrechenden, bizarren lokalen Guides und einem kiffenden Rennfahrer als Chauffeur
  • Um elf Uhr im Bett liegen, anstatt bis nachts um eins mit zahlreichen Freunden des Marihuana-Konsums am Feuer zu hocken
  • Gesittete Tischmanieren im Gegensatz zu wildem und unkompliziertem Drauflosschlingen
  • Gefühlte 1000 Kasbahs besichtigen (~Schutzburgen aus Lehm) anstatt "Five Minutes!" (Pausenansage bei der buslastigen ersten Wüstentour)
  • Extrem redselige Schwaben, die von Reiseleiter Ahmed schon bald anschaulich als "Radios" beschrieben wurden 


Eine der zahlreichen Kasbahs der Rundreise!






Zwar kannte ich einige der Stationen der Reise schon von der ersten Wüstentour. Dennoch gab es noch genug Neues zu entdecken und in Nkob und Agdz war ich davor noch nie gewesen. Viele Eindrücke, lustige Gespräche und das gemeinsame Reisen mit meiner Mutter - eine tolle Woche!








Mein persönliches Highlight war eine dreißigminütige Morgenwanderung auf die höchste Düne am Erg Chebbi mit folgendem Sonnenaufgang - schlicht einmalig!

Im Anschluss waren vier Tage "Freizeit" abgesagt, und so bekam mein Special Guest auch noch Marrakech, Casablanca und Rabat zu Gesicht. Eine zweite Reise ist dennoch Pflicht - vielleicht dann mit der ganzen Familie!





Die Wüste bietet unendlich viele Fotomotive... 

Falls sich jemand wundert: Natürlich bot die Reise weit mehr als "nur" Wüste. Aber ich habe fast nur da Bilder gemacht - der Rest liegt auf Moms SD-Karte in Landsberg. ;-)

Freitag, 8. November 2013

Rund um Chefchaouen

Salem aleikum!


Zurück in Casablanca und Zeit, über den Trip nach Chefchaouen Ende Oktober zu berichten.

Abendliche Gassen Chefchaouens haben etwas Malerisches...

Chefchaouen wird allerorten als schönster und beschaulichster Fleck Marokkos angepriesen. Das hat seinen Grund: Der kleine Ort liegt eine sechseinhalbstündige Busfahrt nördlich von Casablanca mitten im Gebirge und liegt fernab von den Touristenhorden Marrakechs, der Hektik Casas und der Pauschaltourismus-Maschinerie Agadirs. 

Über Stock und Stein ;-)

Stattdessen findet der Besucher ein zunächst simples und "normales" Stadtbild vor, das seinen Charme aber vor allem in der Altstadt rasch Stück für Stück entfaltet. Die bekannten weiß-blauen Farben, weinüberwucherte Gässchen mit Verkaufsständen, die freundlichen Einwohner und der lebendige und doch entspannte Platz in der Mitte der Stadt - das ist also das berühmte Chefchaouen. Nicht zu vergessen natürlich das gefällige Bergpanorama. 

Eiskalter Badespaß!

Schade nur, dass zum tieferen Eintauchen und genießen kaum Zeit bleibt, unsere Marokkaner haben die Organisation etwas verplant und so bleiben effektiv nur zwei Abende im Ort. Sei's drum! Dafür gabs endlich mal eine ausgedehnte Wanderung inklusive Baden im Gebirgsback - eine erfrischende Abwechslung im heißen Marokko!